Der Zentrale Funkdienst der NVA
mit Stabssitz in Dessau
Träger des Kampfordens der NVA in Gold
Abriss der geschichtlichen Entwicklung:
Die Anfänge der Funkaufklärung in den Streitkräften der DDR begannen am 27.02.1953 mit der Vorlage des Stellenplanes für die Gruppe Radioaufklärung an das Ministerium des Inneren durch Generalmajor Linke.
GM Linke war Chef der Verwaltung für allgemeine Fragen (VfaF).
Der Arbeits- und Stellenplan wurde am 13.04.1953 durch den Chef der Kasernierten Volkspolizei (KVP) - Generalleutnant Hoffmann - bestätigt. Am 04.09.1953 meldete GM Linke an GL Hoffmann den Beginn
der Ausbildung von 26 Kadern der Radio-Aufklärung.
Ziel der 10-wöchigen Ausbildung war die personelle Bereitstellung für das “ Abhören der Gespräche und
Sendungen der Stäbe und Truppenteile der westdeutschen Okkupationsarmeen und westdeutscher
Formationen (hauptsächlich Kurzwelle).“(1)
Neben der allgemein-militärischen Ausbildung musste das Mitschreiben von Morsesendungen im
Tempo von 90 – 120 Zeichen pro Minute beherrscht werden. Weiterhin wurden internationaler kommerzieller
und militärischer Funkbetriebsdienst sowie Funkempfangstechnik und Gerätelehre unterrichtet.
Als Empfangstechnik standen Allwellenempfänger im Frequenzbereich von 120 … 2700 KHz zur Verfügung.
Am 08.11.1953 wurde der Abschluss der Ausbildung mit 100%-iger Erfüllung gemeldet.
Es begann die Radioaufklärung an 2 Standorten in der Nähe der „Zonengrenze“ in Pferdsdorf und Oebisfelde.
Die erste Umstrukturierung erfolgte im Mai 1955 mit der Bildung der Funkpeilkompanie in Dessau.
Erster Kompaniechef wurde Oberleutnant Büttner.
Die Funkpeilkompanie hatte vorrangig 2 Aufgaben zu erfüllen:
Die Funkpeilkompanie wurde 1956 nach Erfurt verlegt und damit die Grundlage für die Erweiterung
zum Bataillon geschaffen.
1961 begann der umfangreiche Ausbau der NVA-Funkaufklärung.
Es erfolgte die Stationierung des neu aufgestellten Funkaufklärungsbataillon (FuAB-21) in Frankfurt/Oder.
Kommandeur ab 1963 war Major Enderlein.
Es wurden Funkpeilstellen in Niederjesar, Gützkow, Frankenthal und Teutschental eingerichtet.
Bereits im Frühjahr 1963 wurden während einer Übung vom Hochhaus der ehemaligen Junkers-Flugzeugwerke
in Dessau Feldstärkemessungen durchgeführt. Als Folge begann ein Vorkommando ab Juli 1963 den Aufbau
einer stationären KW-Aufklärungsanlage mit 25 Arbeitsplätzen. Am 15.11.1963 zog die komplette Ausrüstung
des FuAB-21 per Eisenbahntransport von Frankfurt/Oder nach Dessau um.
Das FuAB-21 wurde am 02.12.1965 zum Regiment (FuAR-21) erweitert.
Am 1. März 1970 verlieh Armeegeneral Hoffmann dem Regiment den Ehrennamen “Hans Jahn“.
Mit der Umbenennung am 01.12.1971 in FuAR-2 wurde ein neuer Stellenplan und Ausrüstungsnachweis wirksam.
1975 bekam die Einheit ihren 4. Kommandeur, der das Regiment bis zum 01.11.1980 führte.
In Würdigung der gezeigten Leistungen der Angehörigen des Truppenteils bei der Erfüllung der militärischen Hauptaufgabe verlieh Armeegeneral Hoffmann am 01.03.1976 der Kaserne den Ehrennamen “Josef Zettler“.
In den 70-er Jahren hatte das Regiment aus folgenden Einheiten bestanden:
Alle Einheiten waren in der Lage, stationär und mobil zu arbeiten.
Ab Frühjahr 1977 erfolgte die Umrüstung von mobiler Sendetechnik R-118 BM-3 auf R-140.
Die Nachrichtenkompanie erhielt 5 Stück dieser Gerätesätze. Auch die Außenstellen wurden zeitnah mit
dieser Technik bestückt. Der Endbestand an R-140/R-140D belief sich im Regiment auf 11 Gerätesätze.
Die Ausrüstung mit mobiler Spezialtechnik hatte einen hohen Stand erreicht.
Dies machte es notwendig, Trainingsmaßnahmen zur Erfüllung der Funkaufklärung unter Feldbedingungen durchzuführen. Dazu gab es in der Regel einmal monatlich ein Training Elemente Gefechtsbereitschaft
(TEGB) im nahe gelegenen Entfaltungsraum Klein-Zerbst. Weiterhin wurden bis 1980 jährlich 3-wöchige
Feldlager mit anschließender Truppenübung durchgeführt.
1979 begann der Aufbau eines dienststelleneigenen Ferienobjektes gegenüber dem Flämingbad in
Coswig/Anhalt. Auf dem Gelände wurden 6 Bungalows errichtet. Dieses Freizeitangebot wurde durch
die Angehörigen des Truppenteils sehr gern genutzt.
Im gleichen Jahr begann die Aufstellung der 9. Kompanie, welche für den späteren Einsatz im Thüringer Wald vorbereitet wurde.
Im November 1980 erfolgte ein weiterer Kommandeurswechsel.
Die neue Sendestelle in der Nähe des Ortes Scheuder wurde personell besetzt und ging am 20.07.1981
in Betrieb. Sie hatte zukünftig nicht nur Sendeaufgaben für das FuAR-2, sondern auch für die
Verwaltung Aufklärung zu erfüllen. Die technische Ausrüstung umfasste u.a. Sender mit einer Sendeleistung
von bis zu 5 Kilowatt.
Nach dem Umzug der 9. Kompanie auf den Schwarzen Kopf bei Zella-Mehlis wurde die Funkaufklärung um
den Funktechnischen Bereich unter stationären Bedingungen erweitert. Zum Einsatz kamen Funktechnische Aufklärungskomplexe vom Typ SDR-2MP bzw. SDR-2A und ab 1984 das elektronische System KRTP-81 Ramona
(passives elektronisches Radar-Aufklärungssystem). Die Aufklärungstiefe betrug 400 - 450 Km.
Ein Höhepunkt in der Geschichte des Truppenteils war der 02.09.1983.
Das Regiment wurde durch Generaloberst Streletz mit dem
Kampforden “Für Verdienste um Volk und Vaterland“ in Gold ausgezeichnet.
Am 17.07.1984 gelang mit diesem Komplex die erstmalige Aufklärung eines strategischen Aufklärungsflugzeuges vom Typ TR-1.
Es begann die direkte Zusammenarbeit mit dem zentralen Gefechtsstand der LSK/LV.
Es begann ab August 1985 der Aufbau eines luftgestützten Aufklärungszentrums. Dafür wurde eine AN-26 entsprechend umgerüstet und mit Antennen- und Funkaufklärungstechnik bestückt.
Ab Oktober 1985 erfolgte die Ausrüstung des FuAR-2 mit dem automatischen KW-Peilsystem REV-259.
Das System war ab Januar 1986 einsatzbereit.
1986 erfolgte im Regiment der Übergang zur Struktur 90 und in diesem Zusammenhang eine Umgliederung
der Einheiten:
Gleichzeitig wurde ein der SistK unterstellter Sicherungszug (Wache) geschaffen.
1987 erfolgte die Übernahme der Dienststelle Völkershausen durch die Richtfunkaufklärungsstelle 2 am 01. Juli.
Zum Einsatz kam hier u.a. der FuTAGS VU-141.
Im September begann in Zella-Mehlis und Völkershausen die Erprobung neuer ungarischer Aufklärungstechnik “NAPRAFORGO“ (Richtfunk-, Satelliten - und Troposcatteraufklärung) im Frequenzbereich bis 18 GHz.
Ende April 1988 erfolgte die Bildung der Zentrale für Satellitenaufklärung – FuAZ Sat. Dieser Zentrale standen neben mehreren Parabolspiegeln bis 3m Durchmesser auch die neue errichtete RA-28-Anlage (10m-Parabolspiegel) zur Verfügung.
Ebenfalls in diesem Jahr wurde die FuAZ Nord mit dem Aufklärungskomplex KRTP-86 Tamara (Weiterentwicklung der Ramona) ausgerüstet.
Am 01. Dezember 1988 wurde letztmalig das Regiment an einen neuen Kommandeur übergeben.
Am 01.12.1989 bekam der Truppenteil eine neue Dienstbezeichnung: Zentraler Funkdienst der NVA (ZFD).
Dem gingen erneute Umstrukturierungen voraus. Diese begründeten sich im Übergang von der mobilen zur stationären Aufklärung, bedingt durch den umfangreichen Einsatz neuer Rechentechnik,
sowie der Automatisierung der Funkaufklärung.
Ab Januar 1990 hatte der ZFD eine Zusatzaufgabe erhalten, die Übernahme und Verwaltung der Aufklärungstechnik aus der aufgelösten HA III des MfS.
Am 02.10.1990 wurde auf Befehl des Ministers für Abrüstung und Verteidigung ein feierlicher Appell durchgeführt und die Armeeangehörigen aus ihrem geleisteten Fahneneid entlassen. Der ZFD begann ab 03.10.1990 mit seiner Abwicklung.
Die Funkaufklärungs- und Sicherstellungstechnik wurde ständig erneuert und verbessert. In diesem kurzen geschichtlichen Abriss kann daher nicht auf alle Details eingegangen werden.
Hinweis zu unseren Bildquellen.